Direkt zum Hauptbereich

Surrealismus in schmackhaften Versen

Nun wurden meine »Pfirsichsaucen« auch im Radio mephisto 97.6 besprochen. Vielen Dank an Carolin Büscher, die findet: »Graeffs Zeilen erzählen von absurden Szenerien, in denen doch immer alltägliche Gegenstände auftauchen. Auch durch die geschilderten Emotionen rückt das lyrische Ich beim Lesen in eine Nähe, die zugleich durch die surrealen Elemente zur Distanz wird. Es entstehen groteske, aber einprägsame Bilder.«
 
Auch wenn in der Besprechung von »surrealen Elementen« die Rede ist, lautet die Überschrift des Features dann aber »Surrealismus in schmackhaften Versen«. Erneut wurde meine Literatur also als surrealistisch bezeichnet. Schon meine beiden Erzählbände Minkowskis Zitronen und Kebehsenuf wurden in der Vergangenheit so bezeichnet. Warum? Wird in meinem Schreiben ein Ismus deutlich? Oder wird immer noch »surreal« mit »surrealistisch« verwechselt?

Unlängst habe ich das Attribut »surreal«, was als Beschreibung eines rezeptiven Eindrucks meiner Texte ja durchaus zutreffend ist, vom historischen Surrealismus der Künstlergruppe rund um André Breton abgegrenzt. In Schreiben gegen die Norm(en) hatte ich bereits 2014 auf diesen zentralen Unterschied hingewiesen: »Will surreale Prosa und Lyrik auf allen Ebenen offen sein, kann sie ihr Anliegen selbst gleichfalls nur offen, nicht normativ begreifen. Das ist der Grund, warum nicht nur der Ismus des Realen, sondern jedweder Ismus abzulehnen ist. Hier wird keine surrealistische Prosa und Lyrik verhandelt! Der Unterschied hat Gewicht.«

Ich will es gar nicht von mir weisen, dass der französische Surrealismus meine Lektüre und mein Schreiben geprägt hat, doch kann es meiner Ansicht nach nicht Sinn und Zweck des Schreibens sein, diesen oder einen anderen Ismus der Klassischen Moderne für die Gegenwart zu retten.

Das gesamte Feature nachhören könnt ihr auf www.mephisto976.de/surrealismus-in-schmackhaften-versen.