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Zweite Auflage von »Minkowskis Zitronen« erschienen

Ich habe meine Literatur zwar immer als kritisch und surreal verstanden, aber nicht von Anfang an als politisch. Die psychosozialen Zugriffe schienen mir früher plausibler. Erst durch die literarische Verarbeitung meiner eigenen Biografie erkannte ich, dass sich in der schreibenden Selbstermächtigung natürlich auch politisches Potenzial verbirgt. Ich begann also, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass mein Schreiben die herkömmliche literarische Reflexion meiner Ego-Perspektive übersteigen könnte und widmete mich diesem Zugriff zum ersten Mal in meinem Erzählband »Minkowskis Zitronen«, der 2011 erschienen ist. 

Nun hat das Verlagshaus Berlin eine zweite, überarbeitete Auflage des Buches an den Start gebracht – und über manche Erzählung darin bin ich heute sehr verblüfft. »Sklave« z. B. greift Themen auf, wie sie sich Jahre später gesellschaftlich erst manifestierten. Lange vor 2015 geschrieben, handelt die Erzählung von einer bürgerlichen Öffentlichkeit, die sich an strengen Normen orientiert und in Gestalt zweier Verwaltungsbeamter erscheint, die einem zugezogenen Schriftsteller, der sich einfach nicht integrieren will, das Leben zur Hölle macht. Die Geschichte spielt in Dresden. Oder die Erzählung »Theorie des Erinnerns«; darin geht es um zwei Personen, die es Leid sind, ihre Identitäten an ihrer Herkunft festzumachen. Der Text spiegelt das, was sich nur wenige Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage in vielen identitätspolitischen Debatten zeigte: die Holzwege kollektiver Identitätskonzepte.

Ihr könnt »Minkowskis Zitronen« (2. Auflage) hier im Shop bestellen oder beim Verlag.